Montag, 11. Mai 2015

warten (1/2)


warten. es verlangt uns einiges ab. seit gut zwei monaten leben wir nun in valparaíso, berauscht von der stadt, gluecklich mit uns, ueberwaeltigt von der natur, nah bei fernandas familie. doch die tage hier irritieren uns. diese zeit ohne auftrag. wir versuchen sie so sehr wie moeglich zu geniessen - wann sonst hat man solch einen freiraum? und doch faellt es uns ausgesprochen schwer keine klare berufliche perspektive vor augen zu haben. 
bereits aus deutschland bereitete ich mein bewerbungszeug vor, recherchierte und kontaktierte ein paar einrichtungen. doch so richtig begannen wir unsere arbeitssuche anfang maerz hier in chile. seitdem durchforsten wir die jobboersen, bewerben uns initiativ, stellen uns persoenlich vor und klappern unseren bekanntenkreis ab. mittlerweile habe ich an die 70 institutionen der region kontaktiert. eine sehr spannende anstellung auf leitungsebene kam leider nicht zustande, meine deutschen titel kollidierten mit gesetzlichen vorgaben des gesundheitsamts. ein paar andere optionen stehen noch offen. so hat fernanda in wenigen tagen endlich ihr erstes vorstellungsgespraech. doch in den meisten faellen erhalten wir gar keine antwort. die resonanz ist mies. noch dominieren unsere nachteile - keine chilenischen abschluesse, kein berufliches netzwerk, grosse konkurenz in dieser studentenstadt, mein sprachliches defizit.

um den kopf frei zu bekommen und nicht vom sog der ungeduld verschluckt zu werden, versuchen wir oft raus zu kommen. fernanda ist weiter viel in bewegung und nimmt gerade an einem inspirierenden afrodance-kurs teil. ich geh schwimmen und besuch nun einmal die woche einen heiteren spanisch-englischen stammtisch mit vorwiegend sehr sympathischen chilenischen studenten. wir erkunden unser viertel und die stadt und trainieren dabei zugleich unsere an umfang stetig expandierenden oberschenkel bei all dem sport mit jedem spaziergang ueber die huegel.




dabei entdecken wir auch mehr und mehr die details unserer neuen heimat: u-boote und seeloewen in der bucht der stadt. die lokale hundegang mit dreibein, el negro, silberauge und konsorten. knallgruene papageien in den kronen der baeume am strand. das grab des landesweit bekannten, vergewaltigten und hier ermordeten maedchens an einem meiner liebsten kuestenstellen gegenueber unserer wohnung. all die inoffiziellen muellhalden und kreativen plakate gegen umweltverschmutzung. demonstrationsfreudige hochschueler und engagiert mit traengengas feuernde polizisten vor unserer haustuer. der alltag ueberrascht uns noch oft...



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen