Sonntag, 24. Mai 2015

chile und der einundzwanzigste mai (1/3)



in deutschland schenkt der monat mai fast jeder woche einen feiertag. so grosszuegig geht man hier nicht mit arbeitsfreien tagen um. trotz der sehr starken katholischen praegung hat man in chile zu anlaessen wie ostern, himmelfahrt, weihnachten oder pfingsten nur wenig oder gar nicht frei. und wenn mal feiertag ist, dann haben die grossen supermaerkte als auch die kleinen lebensmittelgeschaefte meist trotzdem ihre tueren geoeffnet. doch ein besonderer grund bescherte nun auch den chilenen ein verlaengertes wochenende: es war der einundzwanzigste mai - día de las glorias navales - der tag des ruhms der marine. 

ein kleiner blick in die geschichte: nachdem sich in der ersten haelfte des 19. jahrhunderts die suedamerikanischen unabhaengikeitsbewegungen durchsetzten und die spanischen kolonialherren vertrieben worden, befanden sich die noch jungen nationen in einer findungsphase bezueglich ihrer identitaet und territorialen grenzen. so gehoerten etwa teile des heutigen chiles zu peru und auch bolivien beanspruchte eine kuestenregion in der atacama-wueste. doch der streit um land, ressourcen und steuern eskalierte und fuehrte letztlich zum krieg zwischen chile auf der einen, bolivien und peru auf der anderen seite - den chile gewann. la guerra del pacífico, der salpeterkrieg waehrte zwischen 1879 und 1884 und nahm um die 20.000 menschen das leben.
bis heute praegt dieser konflikt massgeblich die wirtschaft, kultur und politik der beteiligten staaten und belastet ihre diplomatischen beziehungen. vor gut einem jahr erst wurde durch den internationalen gerichtshof in den haag die seegrenze zugunsten perus und zulasten chiles neu berechnet. und noch viel tiefer geht der disput mit bolivien, das mit dem krieg den zugang zum meer gaenzlich verlor. zwar wird bolivien die nutzung eines freihafens (in arica) sowie ein transitkorridor von seiten chiles gewaehrt. doch gibt sich der einstige kuestenstaat damit nicht zufrieden und schaltete ebenso den gerichtshof in den haag ein. dabei geht es nicht in erster linie um die anfechtung des damaligen friedensvertrags (1904) sondern vielmehr um die umsetzung vermeintlicher versprechungen zahlreicher chilenischer regierungsmitglieder in den letzten 100 jahren, bolivien einen souveraenen, autonomen, also tatsaechlich eigenen meereszugang zu verschaffen. wie sich das ganze weiterentwickelt, ist ungewiss. es erhitzt in jedem falle die gemueter -  auf politischer wie auf gesellschaftlicher ebene. botschaften unterhalten chile und bolivien schon lange nicht mehr bei ihrem unbeliebten nachbarn. und in dem so patriotisch gefuehrten streit wird es mit der zeit auch nicht einfacher, auf grundlage neutraler informationen position zu beziehen und kuehlen kopf zu bewahren.

lange rede, kurzer sinn: am 21. mai 1879 ereignete sich im norden chiles die sagenumworbene seeschlacht von iquique, die als entscheidender wendepunkt des kriegsverlaufs in die annalen der geschichtsbuecher von chile einging. tragischer held des geschehens ist der chilenische schiffskapitaen arturo prat, der am selbigen tag ums leben kam. seinem schicksal und dem stolz dieser nation wird stets zum jahrestag gedacht. die zeremonie und all ihr drumherum findet am ort seines grabes statt - in valparaíso…

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