der tag beginnt bewoelkt. wie es halt morgens am meer manchmal so ist. dachte ich. dann las ich in den nachrichten, dass nahe puerto montt, etwa 1.000 kilometer suedlich von uns, der vulkan calbuco ausgebrochen ist. was hier wie der morgendliche kuestennebel an einem herbsttag wirkte, war stattdessen der effekt einer riesigen aschewolke, die ueber nacht richtung norden zog. nun lag sie auch ueber valparaíso und wurde selbst noch im weit entfernten buenos aires wahrgenommen.
calbuco? ich schuettelte unglaeubig den kopf. eben rumorte doch
noch der vulkan villarica nahe pucón. und ueberhaupt: waldbraende in unserer
region. dramatische ueberschwaemmungen im norden. an manchen orten eine bereits
mehrjaehrig waehrende duerre, die die wasserversorgung der ansaessigen bevoelkerung
in absehbarer zeit sehr in frage stellt. waehrenddessen all die
kleinen beben im ganzen land. und nun zwei vulkanausbrueche. wohlgemerkt alles innerhalb
von sechs wochen.
die wuchtigen berge und an die 90 (!) aktive vulkane, das
wilde meer, die wueste im norden und die gletscher im sueden - all das ist
chiles einzigartiger schatz. und zugleich eine buerde. denn dieses spektakel an
naturraeumlichen phaenomenen weist zugleich auch auf das pulsierende innenleben
an solch einer schnittstelle des planeten hin. es setzt dem volk uebel zu.
atacama-wueste 2008 |
vulkan villarica 2005 |
nationalpark torres del paine 2005 |
und es macht das regieren schwer. das amt der praesidentin
bachelet kommt eher einem sich staendig im einsatz befindenden katastrophenschutz
gleich. mal fliegt sie im helikopter ueber unzugaengiges gebiet, mal kaempft
sie sich in gummistiefeln durch den matsch, viel sucht sie das gespraech mit verzweifelten
menschenmassen und verspricht schnellstmoegliche unterstuetzung. keine frage, die
vielen aktuellen vorfaelle der korruption bis in die hoechsten ministerien, die
dominanz des markts oder der umgang mit der eigenen historischen vergangenheit
sind aspekte, die eine sehr kritische betrachtung der chilenischen politik
verdienen. doch: gutes regieren in chile ist unter diesen naturraeumlichen
voraussetzungen wirklich auch sehr anspruchsvoll.
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