Sonntag, 19. April 2015

medizinische versorgung (2/2)

die medizinische versorgung in chile ist nach wie vor stark von richtungsweisenden entscheidungen aus zeiten der diktatur unter pinochet (1973-1990) gepraegt. sie verfuegt ueber prinzipiell zwei straenge. die meisten menschen nutzen dienste des oeffentlichen gesundheitssystems. arbeitnehmer zahlen dafuer obligatorisch 7 % ihres lohnes in die kassen von „fonasa“. oder sie sind privat, also ueber „isapres“ versichert und haben ihren beitrag individuell ausgehandelt. und in beiden faellen muss je nach krankheit oder einkommen fuer viele behandlungen von den patienten zugezahlt werden. trotz der versicherungsbeitraege sind etwa 37 % der aerztlichen leistungen in chile ueber persoenliche zuzahlungen finanziert!
das problem ist insbesondere, dass das private system seine klienten nach rein wirtschaftlichen kriterien auswaehlen kann und damit exorbitante gewinne einfaehrt. immerhin, so las ich, ist das geschaeft mit den krankheiten der menschen hier das zweitrentabelste nach dem bergbau. das oeffentliche system hingegen hat jeden unabhaengig seines gesundheitlichen risikos, alters oder einkommens zu versorgen. mit den vielen beduerftigen, schlecht verdienenden und vulnerablen versicherten ist es schlicht ueberfordert und sowieso chronisch unterfinanziert. 
nun hat sich die regierung im jahre 2005 (plan „auge“) verpflichtet, die behandlung bestimmter krankheiten wie krebs oder diabetes fuer alle buerger zu garantieren und bestimmte bedingungen wie begrenzte wartezeiten oder limitierte zuzahlungen zu gewaehrleisten. doch statt ihr oeffentliches system auszubauen, kauft sie sich teuer bei den privaten anbietern ein, um defizite in der versorung auszugleichen. die spaltung beider systeme - und beider patientengruppen - vertieft sich.
von wem man schliesslich medizinisch behandelt wird, entscheidet also die persoenliche form der versicherung. entsprechende aerztehaeuser bedienen entweder patienten von fonasa oder von isapres. zudem bestehen krankenhaueser und vor allem sogenannte consultorios, die der grundversorgung dienen und auch nicht-versicherte (teilweise) kostenfrei behandlungen ermoeglichen. allein den vielen arbeitssuchenden, beschaeftigten aus dem informellen arbeitssektor oder auch den obdachlosen kommt das sehr zu gute. doch kann man dort auch schnell mal einen halben tag auf eine kurze diagnose warten.

mit unserer deutschen auslandskrankenversicherung sind wir in der privilegierten situation frei waehlen zu koennen, wo wir uns behandeln lassen. um nun also unsere sporttauglichkeit fuer entsprechende zertifikate unter beweis zu stellen, besuchten wir dieses mal keine private praxis sondern das oeffentliche consultorio unseres viertels. etwa eine dreiviertelstunde kaempften wir uns den steilen huegel hinauf zum aerztehaus. 


  


gleich hinter der kostenfreien ausgabestelle von milch fuer alle muetter befand sich ein infoschalter. dort teilte man uns schliesslich mit, hilfe koennten wir hier nicht bekommen. kostenfreie versorgung ist wohnortgebunden. und wir gehoeren zum zustaendigkeitsbereich ganz unten in der innenstadt. ufff...

unsere zertifikate hielten wir nun also noch immer nicht in den haenden. doch hatten wir unser viertel und vor allem das system medizinischer dienste etwas besser kennengelernt und verstanden. mich nervt das jetzt schon ziemlich. wobei uns zugleich von allen seiten gesagt wird, dass sich in den vergangenen jahren doch so viel verbessert hat. und das muss man der regierung fairerweise lassen. auch wenn die organisation der eigenen behandlung alles andere als bequem ist und dich ein eingriff in den ruin treiben kann - doch egal wo du herkommst, du erhaeltst hilfe.
die gesundheitliche versorgung ist jedenfalls ein thema, das uns weiter beschaeftigen wird. und, das war uns von anfang an bewusst, auch mit den ausschlag geben wird, wohin unserer weiterer weg langfristig fuehrt.

mittlerweile haben wir uns uebrigens den wisch zum sportmachen endlich organisieren koennen. nicht ueber das oeffentliche system, auch nicht ueber das private. wir profitierten von einem dritten, sehr chilenischen weg: beziehungen...

1 Kommentar:

  1. ich denke, dass der einwanderer aus afrika dieses system noch ganz gut findet und der aus mitteleuropa kommende da seine gedulds - sicherheits-probleme hat !
    MEIN TIPP. erstmal gesund bleiben
    gruss JFB

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