6.962 meter. der aconcagua kurz hinter der chilenischen
grenze auf argentinischer seite ist der hoechste berg amerikas. gaebe es nicht das
himalaya-gebirge, gaelte er sogar als der hoechste der welt. und er liegt keine
200 kilometer luftlinie von unserer haustuer entfernt. taeglich suche ich ihn
am horizont: morgens, wenn seine silouette im roten schimmer der aufsteigenden
sonne ueber der stadt erscheint. nachmittags, wenn der verschneite gipfel durch
den trueben kuestennebel schimmert. und abends, wenn seine konturen in der aufkommenden
dunkelheit verschwimmen.
ein blick aus dem balkon auf den aconcagua (hoechster berg von links) |
der anblick des aconcaguas raubt mir regelmaessig den atem, laesst mich wieder und wieder realisieren, wo ich bin, wie klein ich bin und auch warum ich hier sein will. in diesem paradies der wilden natur, des rauen meers und dieser majestaetischen wucht der berge.
valparaíso ist von einer huegellandschaft durchzogen und
wird von der sogenannten kuestenkordillere umgeben. doch die eigentlichen anden,
die sich von venezuela bis nach patagonien erstrecken, beginnen in unserer
region erst kurz hinter santiago. dort ueberragen sie die metropole und machen ihren
unterschied zu anderen megastaedten aus.
so gehst du in santiago aus dem haus zum broetchenkaufen,
steigst aus der metrostation oder hebst noch vertraeumt nach einer kurzen nacht
den kopf - und hast ploetzlich diese massive wand vor dir, die dich aus allen gedanken
reisst und ueberwaeltigt. wohlgemerkt sind das nur die voranden, die die
eigentlichen gipfel und vulkane dahinter noch verdecken. was fuer ein
unfassbares panorama...
wenn man es denn sehen kann. denn nicht selten wird die
hauptstadt von einer grauen dunstglocke umschlossen, die die sicht auf wenige
kilometer beschraenkt. und das ist sicher noch das geringste problem. gerade
jetzt zur winterzeit versinkt santiago dermassen im smog, dass die gesundheit ihrer
bewohner reell gefaehrdet wird und entsprechende interventionen greifen
muessen. waehrend man abends nach hause kommt, angewidert den staub aus der
kleidung klopft und die schmutzschicht von der haut waescht, vermelden die
nachrichten, welche autofahrer mit welchen nummernschild-endziffern am folgetag
nicht verkehren duerfen. das gerade in der stadtperipherie nicht unuebliche
heizen mit holz wird streng untersagt. sonderstrassen duerfen nur von oeffentlichen
transportmitteln befahren werden, andere sind zu festgelegten tageszeiten oder
in eine bestimmte richtung gesperrt. industrien muessen ihre kontamination
deckeln. sportunterricht in der schule faellt aus, vom joggen oder
fussballspielen in der freizeit wird stark abgeraten. und um den kessel voller dicker
luft zu oeffen, spielt man in den medien sogar mit der idee, einen der angrenzenden
berge wegzuspraengen.
so beeindruckend die lage und umgebung santiagos auch ist,
so ernuechternd erweist sich doch seine bittere realitaet. 4.000 menschen
sollen jaehrlich auf grund der lokalen luftverschmutzung sterben. und als waere
die dreckige luft nicht zumutung genug fuer den eigenen koerper, las ich vor
kurzem: mit einem durchschnittlichen raucheranteil von 41% bei erwachsenen
greift keine nation amerikas haeufiger zur zigarette als die chilenen.
atemberaubend…
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