Donnerstag, 6. August 2015

atemlos



6.962 meter. der aconcagua kurz hinter der chilenischen grenze auf argentinischer seite ist der hoechste berg amerikas. gaebe es nicht das himalaya-gebirge, gaelte er sogar als der hoechste der welt. und er liegt keine 200 kilometer luftlinie von unserer haustuer entfernt. taeglich suche ich ihn am horizont: morgens, wenn seine silouette im roten schimmer der aufsteigenden sonne ueber der stadt erscheint. nachmittags, wenn der verschneite gipfel durch den trueben kuestennebel schimmert. und abends, wenn seine konturen in der aufkommenden dunkelheit verschwimmen. 

ein blick aus dem balkon auf den aconcagua (hoechster berg von links)


der anblick des aconcaguas raubt mir regelmaessig den atem, laesst mich wieder und wieder realisieren, wo ich bin, wie klein ich bin und auch warum ich hier sein will. in diesem paradies der wilden natur, des rauen meers und dieser majestaetischen wucht der berge.

valparaíso ist von einer huegellandschaft durchzogen und wird von der sogenannten kuestenkordillere umgeben. doch die eigentlichen anden, die sich von venezuela bis nach patagonien erstrecken, beginnen in unserer region erst kurz hinter santiago. dort ueberragen sie die metropole und machen ihren unterschied zu anderen megastaedten aus. 



so gehst du in santiago aus dem haus zum broetchenkaufen, steigst aus der metrostation oder hebst noch vertraeumt nach einer kurzen nacht den kopf - und hast ploetzlich diese massive wand vor dir, die dich aus allen gedanken reisst und ueberwaeltigt. wohlgemerkt sind das nur die voranden, die die eigentlichen gipfel und vulkane dahinter noch verdecken. was fuer ein unfassbares panorama... 

wenn man es denn sehen kann. denn nicht selten wird die hauptstadt von einer grauen dunstglocke umschlossen, die die sicht auf wenige kilometer beschraenkt. und das ist sicher noch das geringste problem. gerade jetzt zur winterzeit versinkt santiago dermassen im smog, dass die gesundheit ihrer bewohner reell gefaehrdet wird und entsprechende interventionen greifen muessen. waehrend man abends nach hause kommt, angewidert den staub aus der kleidung klopft und die schmutzschicht von der haut waescht, vermelden die nachrichten, welche autofahrer mit welchen nummernschild-endziffern am folgetag nicht verkehren duerfen. das gerade in der stadtperipherie nicht unuebliche heizen mit holz wird streng untersagt. sonderstrassen duerfen nur von oeffentlichen transportmitteln befahren werden, andere sind zu festgelegten tageszeiten oder in eine bestimmte richtung gesperrt. industrien muessen ihre kontamination deckeln. sportunterricht in der schule faellt aus, vom joggen oder fussballspielen in der freizeit wird stark abgeraten. und um den kessel voller dicker luft zu oeffen, spielt man in den medien sogar mit der idee, einen der angrenzenden berge wegzuspraengen.



so beeindruckend die lage und umgebung santiagos auch ist, so ernuechternd erweist sich doch seine bittere realitaet. 4.000 menschen sollen jaehrlich auf grund der lokalen luftverschmutzung sterben. und als waere die dreckige luft nicht zumutung genug fuer den eigenen koerper, las ich vor kurzem: mit einem durchschnittlichen raucheranteil von 41% bei erwachsenen greift keine nation amerikas haeufiger zur zigarette als die chilenen. atemberaubend…

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