... migration ist in chile von keiner tragenden bedeutung und
die aufnahme von fluechtlingen ein absolutes randphaenomen. im zuge meines arbeitssuche
wandte ich mich vor einigen monaten an incami, der chilenischen zentrale fuer
migrationsangelegenheiten. beim informellen bewerbungsgespraech ihres sitzes in
valparaíso, also im hinterzimmer einer kirche, erlaeuterte mir der pfarrer,
worin die arbeit der einrichtung besteht. in erster linie widmet man sich den
angelegenheiten der wirtschaftsmigranten. sie kommen aus bolivien, peru oder
den karibischen staaten, gerade aber ganz besonders aus spanien. ueberdies
betreut man eine ueberschaubare zahl an fluechtlingen, die aus palaestina, ecuador,
dem kongo und zum allergroessten teil aus kolumbien vor not und buergerkrieg migrierten.
doch die weiteren hilfeempfaenger der einrichtung ueberraschten mich etwas: indigene
binnenmigranten, die durch enteignungen neuen boden unter den fuessen suchen.
deutsche oder franzoesische touristen, die mit der ankunft ausgeraubt worden
und jetzt erstmal eine notunterkunft brauchen. oder indonesische matrosen, die
entnervt am hafen valparaísos ihr schiff verliessen, weil sie seit monaten
vergeblich ihr gehalt einforderten. um dieses bunte feld an menschen kuemmert
sich incami. spannend, dachte ich, und haette am liebsten sofort einen vertrag
unterschrieben und die aermel hochgekrempelt. doch arbeitet die institution, wie
so unglaublich viele soziale einrichtungen hier, ausschliesslich mit
freiwilligen. so war auch deren antwort: klar, du kannst gerne bei uns
anfangen. als ehrenamtler.
mich liessen die erfahrungen der muehevollen jobsuche meine
letzten haare raufen. es strengte ungemein an, ewig und oft vergeblich auf
antworten zu warten. und erhielt ich eine rueckmeldung, bewarb man sich nicht
selten eher um mich, also um meine freiwilligendienste oder finanzielle
unterstuetzung. in anbetracht des grossen bedarfs und der so begrenzten mittel
geht die soziale arbeit in chile am stock und pflegt ein armseliges dasein.
nach einem halben jahr intensiver, grossflaechiger und
kompromissbereiter arbeitssuche lief das fass nun endgueltig ueber. doch
vielleicht brauchte es diese erfahrung, um unsere langjaehrigen gedankenspiele
zu einer standhaften entscheidung zu bringen: wir machen uns selbststaendig.
und irgendwie dreht es sich sogar um migration - im unterhaltungsorientierten,
kurzfristigen sinne. unser vor wenigen wochen gestartetes tourismusprojekt
traegt den namen „chile central“. doch wohin die reise geht, ist in einem anderen moment zu erfahren.
Hallo Moritz,
AntwortenLöschenes ist ja nun nicht grundsätzlich eine neue Erfahrung, dass die Schwellenländer nicht die finanziellen Mittel haben, viele Sozialarbeiter-/Pädagogenstellen anzubieten. Leider hat es mit meinem Professor an der Santiago-Uni auch nicht geklappt. Hatte er sich den bei dir gemeldet, ichg habe keine Antwort auf meine Anfrage erhalten !
So wünsche ich Dir und Fernanda einen guten Start iom Tourismusgeschäft !
Gruß JFB