mit diesem fuer chile fast schon alltaeglichen naturereignis
gehen die menschen sehr unterschiedlich um. manche sind traumatisiert von dem
vergangenen megabeben 2010 und ringen bei ersten seismischen anzeichen nach luft.
andere scheinen immunisiert und nehmen es mit einem mueden stirnrunzeln. ich
jedenfalls ging erstmal zur nachbarin und kaufte mir eine einliter-flasche
bier, um etwas runterzukommen. seit meinem ersten erdbebenerlebnis in chile vor
gut drei jahren hat mich dieses phaenomen in den bann gezogen. diese
einzigartige wucht der natur, das diabolische rauschen aus dem herzen des
erdballs, das ausgesetztsein und die ohnmacht. mit einer mischung aus existenzieller
angst und ueberwaeltigter faszination beobachtete ich nun staunend und sprachlos
das, was um mich herum geschah. nichts hat mich bisher mehr mit der ureigenen essenz
des lebens und mit der fragilitaet dieser welt in kontakt gebracht als die erfahrungen mit dem beben der erde.
im umkreis des epizentrums knapp 300 kilometer noerdlich von
uns erreichte das beben eine staerke von 8,3, in der hauptstadt rumorte es mit etwa
7 grad auf der richterskala. selbst in brasilien und dem fernen buenos aires registrierte
man die erschuetterungen. die komplette kuestenregion chiles und anderer
pazifikstaaten, damit also auch unsere wohnung in valparaíso, mussten evakuiert
werden. denn ist ein erbeben hier immer nur die eine seite der medaille. die
andere ist der drohende tsunami. beide ereignisse richteten vor allem im gebeutelten
norden groessere schaeden an und nahmen mindestens 13 menschen das leben. es
ist tragisch und komplettiert diese unfassbare dichte an naturkatastrophen des
landes. nach stuermen und ueberschwaemmungen, trockenheit und grossbraenden, einem
vulkanausbruch und erdlawinen wurde chile nun also auch von einem beben und
einem tsunami heimgesucht. und das alles innerhalb von nur neun monaten! und es geht weiter. allein nach den ersten fuenf tagen registrierte man
545 nachbeben. etwa ein jahr soll es brauchen, bis sich der untergrund
wieder etwas beruhigt und gefuegt hat. doch
ist das ausmass des schadens bisher ueberschaubar. bei den kuerzlichen beben nepals
starben etwa 8.000 menschen, in haiti 2010 waren es sogar 220.000 personen. beide
erdbeben fielen schwaecher aus. dass die
aktuellen ereignisse in chile einen verhaeltnismaessig geringen schaden
anrichteten, ist in erster linie der guten vorbereitung und antiseismischen infrastruktur,
den schnellen mechanismen, kuehlen koepfen und sicher auch einer gehoerigen
portion glueck zu verdanken.
fuer manchen erscheint das leben hier wie russisches
roulette. das weite meer, die massiven berge und bluehenden felder wirken wie
ein paradies auf erden. doch innerhalb von sekunden kann dir die gewalt der
natur auch alles nehmen. sie ist der preis fuer diese einzigartige geografie. aber
erdbeben hin, erdbeben her. einen achtzehnten september laesst man sich deswegen
noch lange nicht nehmen und feiert trotzdem. vielleicht auch gerade deswegen.
Gut dass es Euch gut geht!!
AntwortenLöschenIch erschrecke mich auch jedesmal bei der Nachricht!! Und versuche alle meine Lieben sofort zu erreichen...
Der Schreck bleibt, aber eine Enpanadita y um Pisco sauer würde ich danach auch essen😉!