wir unterhielten uns ueber alte zeiten, ueber schoene
erinnerungen, ueber lustiges, trauriges, erschreckendes und furchtbares. dann
endete die besuchszeit. die haeftlinge verliessen den grossen saal und kehrten
zurueck in ihre apartments. anschliessend traten die gaeste aus. erst muetter
mit ihren kindern, dann die frauen und zu guter letzt wir maenner.
zwischendurch schloss man immer wieder die tore. so blieb ich einige minuten
allein mit vier anderen, wirklich duesteren gestalten zurueck in dem kalten
raum. und kam nun auch emotional an, im gefaengnis.
aufgewuehlt, betroffen und zugleich dankbar fuer unsere
freiheit machten wir uns auf den langen rueckweg. einen guten teil der strecke
fuhren wir in der ueberregionalen metro valparaísos. hier geht es zu wie in
einer gewoehnlichen regionalbahn in deutschland. nur, dass kaum eine minute
vergeht ohne einen vortrag, ein geschaeft oder eine musikalische einlage. zuerst
ergriff uns eine opernsaengerin (!) und bereitete uns gaensehaut. darauf
hoerten wir mexikanische liebeslieder, ein nicht enden wollendes
floetengebimmel, die rede einer um kleingeld bittenden dame fuer die teure op
ihres kindes und eine gitarren-mundharmonika-kombo. waehrenddessen liefen die
suessigkeitenverkaeufer den zug auf und ab und priesen unermuedlich ihre
wegverpflegung an. gerade holte ich zwei scheine raus, um die cd einer wirklich
atemberaubend toll singenden schwangeren studentin und ihres gitarristen zu
kaufen, als die polizei eintrat und dem ganzen schauspiel ein ende setzte. denn,
so sehr musik und markt auch zum metrogeschehen dazugehoeren mag: es ist
illegal. auf langen fahrten kann der ganze wusel auch wirklich viele nerven
rauben. und steuern zahlt sicher auch kaum einer der ambulanten haendler. doch
darf man nicht vergessen, dass es wirklich oft grosse kunst ist, was die
darsteller bieten. und vor allem, dass ihnen kein anderer weg bleibt, um ihre
ausgaben fuer familie, studium, wohnung oder gesundheit zu decken.
entlang der kueste fuhren wir mit dem fahrrad die letzten
meter zurueck nach hause, genossen das kraeftige meeresrauschen in dieser
warmen nacht und unseren persoenlichen frieden. ich schwelgte in gedanken. was
sind das nur fuer unterschiedliche welten, die hier in uns und um uns herum
aufeinander prallen? so viele belastete biografien und bittere schicksale, die uns tag fuer tag begegnen. glueck und pech gehen arm in arm. hier ganz besonders.
auf dem weg trafen wir zufaellig eine bekannte. sie warnte uns. die studentenproteste in unserem viertel seien gerade wieder in vollem gange. eben kosteten diese noch zwei menschenleben, brachten einen demonstranten auf grund der polizeigewalt ins koma, es brannten autos und laeden in valparaíso. nun lag wieder traenengas in der luft…
auf dem weg trafen wir zufaellig eine bekannte. sie warnte uns. die studentenproteste in unserem viertel seien gerade wieder in vollem gange. eben kosteten diese noch zwei menschenleben, brachten einen demonstranten auf grund der polizeigewalt ins koma, es brannten autos und laeden in valparaíso. nun lag wieder traenengas in der luft…
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