fernandas engagement bei der suche nach arbeit begann erste
fruechte zu tragen. endlich bekam sie antworten und einladungen zu
persoenlichen vorstellungsgespraechen. nun liegen einige harte bewerbungsverfahren
hinter ihr. rollenspiele, reisen in die hauptsstadt, psychoanalytische
zeichentests, gruppenbefragungen und bis zu zweieinhalbstuendige sitzungen verlangten
einiges von fernanda ab. leider wurde aus den mitunter sehr interessanten
stellenangeboten nichts. bis vor wenigen tagen, als ploetzlich ihr telefon
klingelte. seitdem arbeitet fernanda in einem montessori-kindergarten in
unserem viertel. es ist nur eine einmonatige vertretungsstelle mit 27 wochenstunden. die perspektive ist
ueberschaubar und das gehalt reicht noch nicht mal fuer unsere kaltmiete. aber
es ist ein anfang. ironie der geschichte ist, dass weder eine ausschreibung
noch eine initiativbewerbung zu ihrer anstellung fuehrte. wieder waren es die
besagten beziehungen. und diesmal die des deutschen ehemanns…
bei mir ergab sich, abgesehen von einem einmaligen, sehr spannenden lehrauftrag fuer naechstes jahr in deutschland, wiederum nichts neues bezueglich der beruflichen perspektive. das kann manchmal ganz schoen frustrieren. doch hat alles zwei seiten. wenn es
auch finanziell um so mehr schmerzt, so finde ich nun dafuer die zeit zur
hochzeit meines lieben freundes niels zu reisen und deutschland zu besuchen! zwar
weiss ich nicht so genau, ob ich von zu hause wegfahre oder nach hause komme.
aber ich freu mich sehr darauf - auf euch.
fliege ich oder nicht? ist es die richtige zeit fuer solche
ausgaben? wie viel raum fuer diesen luxus goennen wir uns? wie finanzieren
wir unsere zukunft? - all diese gedankengaenge beim klicken des
„kaufen“-buttons bei der flugbuchung wirkten umso suspekter im kontrast, den wir am gleichen tag
erfuhren. denn endlich lernten wir das andere valparaíso kennen. je hoeher man
in dieser stadt faehrt, desto aermer wird es. wir fuhren nun ganz hoch. auf den
huegel la cruz, dessen bewohner bei einem der groessten braende in der
geschichte chiles 2014 fast alles verloren. eines der projekte, das von der
spendenaktion fernandas und ihrer freunde profitierte, konnten wir besuchen.
die sicht hier oben ist aehnlich atemberaubend wir die schroffe fahrt hinauf im
colectivo, dem taxiaehnlichen transportmittel der wahl dieser gegend. die strassen sind nicht geteert, die flaeche von den vielen familien illegal bewohnt, das
wasser kann man nicht trinken. man trinkt es trotzdem.
der naechste gegensatz zu unserer realitaet ergriff uns nur wenige tage spaeter mit dem besuch eines
guten alten bekannten. im gefaengnis…
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