umgeben von der aufgedrehten feierabendatmosphaere eines spaeten
freitagnachmittags begaben wir uns in das auto, verliessen die hauptstadt und fuhren
drei stunden in den sueden. in einem menschenleeren niemandsland von feldern, tomaten-,
himbeer-, aepfel- und melonenplantagen stiegen wir aus, oeffneten das tor des
feriendomizils von eltern gómez albornoz. ich schaute nach oben in den
sternenklaren himmel dieser lauwarmen sommernacht. nur ein paar voegel unterbrachen
die ruhe. der kontrast koennte kaum groesser sein. es ist das andere chile.
buena paz heisst das kleine dorf bei molina. der name des
guten friedens steht sinnbildlich fuer den charakter dieses orts, der nicht
einmal bei google maps zu finden ist. entlang der seit kurzem asphaltierten
strasse saeumen sich ein paar kleine haeuschen, duenne gassen verstecken viele
weitere huetten, in denen mehrere
generationen von grossfamilien auf engstem raum wohnen. mittelpunkt des
dorfgeschehens ist der bolzplatz und seine nicht nur sportlichen geschichten. trotz
einer mittlerweile umfassenden anbindung an das stromnetz und an die
wasserleitungen geht es hier noch in vielen bereichen sehr traditionell zu.
regelmaessig faehrt der obstwagen vorbei und weist mit eindringlichen melodien
auf sein angebot hin, auf einer grossen flaeche ueben sich die sogenannten
huasos (landarbeiter) im rodeo und an besonderen abenden finden cumbia-, corrido- und
cueca-taenze statt.
einen auslaender moegen viele der bewohner noch nie in
ihrem dorf gesehen haben. entsprechend verwirrte meine praesens. haeufig kam
ich mir vor wie der mann vom mond. in den ersten kontakten starrte man mich an,
dann wandte man sich an fernanda und fragte, was dieser typ hier macht.
fernandas mutter elba kommt aus der umgebung von buena paz.
so habe auch ich nun zu jedem dieser menschen eine art familiaere beziehung.
selbst zum einsamen waechter des etwa 1.100 meter hohen berges vor den tueren
des dorfs. tag fuer tag steht claudio auf der spitze des huegels und meldet
waldbraende der zentrale. er ist der cousin von dem partner der schwester von…
ach…ich werde es nie verstehen…
um diese bezaubernde natur zu geniessen und etwas klarheit
ueber die vergangenen ereignisse zu gewinnen, fuellte ich mir die grossen
wasserflaschen auf, schnappte mir den wanderrucksack und zog alleine los auf
den berg. dabei traf ich claudio. doch viel konnte er meinen faszinierten
schwaermereien vom anblick des verschneiten andenkette, des vulkans descabezado
(der gekoepfte) oder des schlaengelich gewundenen flusses claro nicht abgewinnen.
ihm hing das ganze ersichtlich zum halse raus. waehrend ich mir einen schoenen
platz zum zelten suchte und aufgeregt die bilder des sonnenuntergangs
erwartete, zaehlte er die stunden rueckwaerts bis feierabend. die naechsten
vier tage war sein bruder wieder dran.
abseits des getakteten rhythmus‘ der hauptstadt tickt auch
die zeit hier etwas anders. so wollten wir mit den eltern unsere fahrt nach
buena paz gleich nach dem mittagessen starten. puenktich um 19 uhr zogen wir
los. die schwester plante am naechsten morgen nachzukommen. 20 uhr traf sie
ein. ihr sohn folgte den tag darauf und verspaetete sich um etwa 5 stunden. als
letzte kuendigte sich die zweite schwester mit ihrer familie fuer den
anschliessenden abend an. und auch ihre ankunft verzoegerte sich leicht - um 24
stunden. wir sahen sie gar nicht mehr. so was ist gewoehnungsbeduerftig. doch
wir sind im ferienmodus, das macht diese ablaeufe eigentlich ganz annehmbar.
nun kehrten fernanda und ich zurueck nach santiago, um noch
vor unserer anstehenden reise den wohnungsvertrag zu unterzeichnen. und jetzt
ist es offiziell. ab maerz leben wir zum ersten mal zu zweit in chile. unsere
kuenftige wohnung befindet sich im 17. stock. das klingt zunaechst nicht
urromantisch und fuer die haeuserkultur valparaísos typisch. doch fanden wir
hier schlicht genau das, was wir suchten. bezahlbaren wohnraum, stabile
infrastruktur, sichere umgebung in einem sehr interessanten viertel (playa
ancha), die geringe entfernung zum zentrum, strom, wasser, gas, die
unmittelbare naehe zum meer, zum strand, zur kuestenpromenade. wir freuen uns
riesig auf unseren neuen lebensmittelpunkt.
und auf das, was uns nun die naechsten drei wochen erwartet.
morgen frueh heben wir ab und reisen in die nordchilenische stadt calama,
erkunden den westen boliviens, den sueden perus, bevor wir am 28.02. von arica
zurueckfliegen und in einen neuen, uns noch vollkommen unbekannten alltag eintauchen.
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